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Internationaler Tag der Frankophonie 2023: Wo steht die französischsprachige Gemeinschaft?

Lyane Fleuriault

19. März 2023

Der 20. März ist alljährlich ein wichtiges Datum für die Frankophonie: Seit Einführung der Sprachtage der Vereinten Nationen im Jahr 2010 feiert die Welt an diesem Tag die französische Sprache, die frankophone Kultur weltweit sowie alle Werte der Solidarität und Zusammenarbeit, die die französischsprachigen Länder und Völker vereinen.

Frankophonie bezeichnet eine Gemeinschaft aus über 321 Millionen Menschen auf den fünf Kontinenten, die nicht nur allesamt Französisch als Amtssprache, Zweitsprache oder Fremdsprache sprechen, sondern auch eine gemeinsame Geschichte, Kultur und Werte haben.

Die Frankophonie ist ebenfalls eine internationale Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die französische Sprache und kulturelle Vielfalt zu fördern, den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zu intensivieren, Kooperationen zu ermöglichen, Lehre, Forschung und Ausbildung in französischer Sprache zu unterstützen und die Solidarität unter den Mitgliedstaaten zu stärken.

Eine aktuelle Bestandsaufnahme zur Frankophonie ergibt, dass Französisch mit 321 Millionen französischsprachigen Menschen im Jahr 2022 weiterhin den fünften Platz der weltweit meistgesprochenen Sprachen belegt (nach Englisch, Chinesisch, Hindi und Spanisch). Mehr als 50 Millionen Menschen lernen Französisch als Fremdsprache. Damit ist sie die Sprache, die weltweit am zweithäufigsten gelernt wird.

So richtig bewusst wurde mir das erst, als ich meine berufliche Neuorientierung mit dem Ziel in Angriff nahm, Lehrkraft für Französisch als Fremdsprache zu werden. Der Wunsch, Sprachen zu unterrichten, entstammte meinem Interesse für Literatur, die französische Sprache und Kultur im Allgemeinen. Nach einer 15-jährigen Laufbahn im Bankensektor hatte ich das Glück, zweimal in die USA auszuwandern – eine Erfahrung, die mein Leben tiefgreifend verändert hat! Einerseits konnte ich dort meine Englischkenntnisse deutlich verbessern. Noch wichtiger war jedoch, dass ich gleichzeitig eine Ausbildung zur Dozentin für Französisch als Fremdsprache begonnen und mich als Trainerin in der betrieblichen Erwachsenenbildung versucht habe.

Nach meiner Rückkehr nach Frankreich fünf Jahre später, einigen Jahren der Selbstfindung und Vorbereitung meines neuen beruflichen Vorhabens habe ich dann den Sprung gewagt und mich für einen Masterstudiengang 1 „Didaktik für Französisch als Fremdsprache“ und anschließend für einen Master 2 „Didaktik der Mehrsprachigkeit“ im Fernstudium eingeschrieben. Dabei haben mir die Tools der Technologie Web 2.0, die ich im Rahmen meiner Ausbildung kennenlernte, die Möglichkeit gegeben, mit anderen französischsprachigen Studierenden aus Japan, Slowenien, Argentinien usw. zusammenzuarbeiten. Uns alle verband die Leidenschaft für die französische Sprache und Kultur.

Anschließend habe ich mich in Quebec mit der neurolinguistischen Methode des Fremdsprachenunterrichtens befasst. Dort habe ich in ganzer Dimension erfasst, was die französische Sprache dort darstellt. Zusammen mit dem Englischen ist sie eine der zwei Amtssprachen des Landes und ist als Teil dieser Dualität eine grundlegende Eigenschaft der kanadischen Identität. Im Laufe der Geschichte hat Kanada immer wieder Gesetze verabschiedet und politische Maßnahmen ergriffen, um diese Sprachen besser zu schützen und zu fördern – auch wenn man heute feststellen muss, dass das Französisch Mühe hat, seinen Platz zu finden. Die Mehrheit der französischsprachigen Kanadier lebt in Quebec (82 %), New Brunswick (30 %) und im Yukon (5 %).

Dieses Ungleichgewicht kann zu Spannungen zwischen den französich- und englischsprachigen Gemeinschaften führen und bringt Schwierigkeiten in Bezug auf die Zweisprachigkeit und die Förderung der kulturellen Vielfalt mit sich.

Auch an der Europäischen Union ist dieses Phänomen nicht vorbeigegangen. Da Englisch seit dem Brexit nur in zwei Mitgliedsländern (Irland und Malta) offizielle Sprache ist, hat die dominierende Verwendung des Englischen und die damit einhergehende Benachteiligung der Nationalsprachen für Unmut gesorgt. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die Gesundheitskrise, die zu einem nie dagewesenen Einsatz von Videokonferenzprogrammen für Meetings ausschließlich in englischer Sprache führte. Im ersten Halbjahr 2022 wurden Maßnahmen ergriffen und Mechanismen umgesetzt, um das Gleichgewicht der verwendeten Amtssprachen wiederherzustellen.

Hinsichtlich der Stellung und Rolle der französischen Sprache in der Welt lautet das Ziel, Französisch zu einer der drei größten Weltsprachen des 21. Jahrhunderts und zu einer Trumpfkarte in der Globalisierung zu machen. Hierfür wurden Maßnahmen für „Unterricht, Kommunikation und Kreation“ in französischer Sprache eingeführt.

Die erste Herausforderung dieses ehrgeizigen Plans betrifft also den Unterricht. Weltweit werden etwa 93 Millionen Schüler:innen und Studierende auf Französisch unterrichtet. Diese sind natürlich in den Ländern zu finden, in denen Französisch die einzige Amtssprache ist (mit überwältigender Mehrheit auf dem afrikanischen Kontinent). Danach folgt Europa, vor allem mit Frankreich, wo 91 % der in französischer Sprache unterrichteten Schüler:innen ansässig sind, aber auch der Föderation Wallonie-Brüssel in Belgien, der französischsprachigen Schweiz, Luxemburg und Monaco.

Betrachtet man den Bedarf an Französischunterricht, stellt man jedoch ein gewisses Ungleichgewicht zwischen der Anzahl der Lernenden fest, die in bestimmten Teilen der Welt deutlich zunimmt (Afrika, Amerika, Asien), in Europa dagegen eher rückläufig ist.

Auf Grundlage von in den letzten zehn Jahren durchgeführten Studien lässt sich auf dem afrikanischen Kontinent der größte Zuwachs verzeichnen. Daraus kann man ableiten, dass sich dort die Zukunft der französischen Sprache abspielen wird.

Französisch als Fremdsprache ist je nach Land in großem Maße vom Willen der Behörden abhängig, den Unterricht einer zweiten Sprache zur Pflicht zu machen. Häufig wird allerdings noch immer der englischen Sprache der Vorzug gegeben. Französisch ist jedoch mehr als eine akademische Sprache, die zunehmend bei Kursen für berufliche Zwecke im Vordergrund steht und somit die Arbeitsmarktfähigkeit sowie die Mobilität von Berufstätigen und Studierenden fördert. Die französische Sprache wird demnach von Nichtmuttersprachler:innen vor allem als wirkungsvolles und praktisches Mittel zum Zweck wahrgenommen. Die betroffenen Bereiche und Disziplinen gehen weit über die direkt mit Sprachen zusammenhängenden Wirtschaftszweige hinaus und reichen von Architektur über Gesundheits- oder Tourismusberufe bis hin zu Journalismus.

Eine weitere große Herausforderung ist die Kommunikation. Hier soll die Präsenz der französischen Sprache an den maßgeblichen Schauplätzen des internationalen Lebens verstärkt werden: Internet, globale Informationsmedien, Wirtschaft, europäische und multilaterale Diplomatie. Als Internetsprache behauptet Französisch seinen vierten Platz nach Englisch, Spanisch und Arabisch.

Auf anderer Ebene kann man auch einige Institute oder Behörden anführen, die sich für die Frankophonie einsetzen. Dazu gehören beispielsweise das LabelFrancÉducation und das Programm für Fremdsprachenassistent:innen in Frankreich und im Ausland, das Institut Français mit seinen 98 Einrichtungen in 95 Ländern, das Netzwerk der 832 Alliances Françaises, die in 131 Ländern präsent sind, die OIF (Internationale Organisation der Frankophonie), der 88 Staaten angehören und die über drei regionale Zentren für Französischunterricht (CREF) verfügt.

Schließlich ist es für die Frankophonie entscheidend, Französisch als eine Sprache für Kreation zu positionieren, die vom Reichtum der zahlreichen Nährböden für Kreativität auf allen Kontinenten profitiert. Diese kulturelle Fülle und Vielfalt müssen weiterhin in Literatur, Filmkunst, Theater, Tanz und bildenden Künsten Ausdruck finden. Insofern ist es von größter Bedeutung, Künstler:innen zu begleiten, zu fördern und bekannt zu machen. Das gilt ebenfalls für Werke, die den Einsatz des Französischen begünstigen und verstärken.

Die Frankophonie ist also eine riesige Gemeinschaft, die bei der Förderung der französischen Sprache und der kulturellen Vielfalt eine wesentliche Rolle spielt. Sie unterstützt die frankophonen Länder, indem sie die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen ihren Mitgliedern fördert. Darüber hinaus ist sie eine unverzichtbare Ressource für Menschen, die Französisch lernen möchten, da sie über ihre verschiedenen Einrichtungen und Institutionen Unterrichtsprogramme, akademischen Austausch und Veranstaltungen aller Art bietet. Alles in allem ist die Frankophonie ein Beispiel für eine erfolgreiche internationale Kooperation, die ihren Mitgliedern wesentliche Vorteile verschafft und zur Verbreitung der französischen Sprache in der Welt beiträgt – sowohl im akademischen Bereich als auch in der Wirtschaft, der Politik, der Kommunikation und der Kultur. Feiern wir also am 20. März die Frankophonie!

Über Altissia:

Mit dem Internationalen Tag der Frankophonie möchte Altissia die französische Sprache und die Frankophonie feiern. Altissia selbst findet ihren Ursprung in Belgien, einem (unter anderem) französischsprachigen Land, und ist in mehreren frankophonen Ländern präsent, darunter Frankreich, Kanada und Marokko. Wir sind uns des Reichtums und der Vielfalt der französischen Sprache bewusst und versuchen, diesem Umstand durch Darstellung verschiedener Akzente und Sprachvarianten in unseren Produkten gerecht zu werden. Diese sind sowohl als Lernsprache als auch als Benutzersprache in Standardfranzösisch und kanadischem Französisch verfügbar. Wir engagieren uns für den Ausbau von interkulturellen Austauschprogrammen und die Förderung von Mehrsprachigkeit. Dabei beschränken wir uns nicht nur auf den Sprachunterricht, sondern beziehen auch die kulturellen und sozialen Aspekte mit ein, die für eine effiziente Kommunikation in Französisch und anderen Sprachen erforderlich sind.

ZITIERTE UND ABGERUFENE LITERATUR

La langue française dans le monde“; abgerufen am 19. und 21.02.2023

Statistique Canada“; abgerufen am 21.02.2023

Protéger et promouvoir les langues officielles du Canada“; abgerufen am 24. und 26.02.2023

Une ambition pour la langue française et le plurilinguisme“; abgerufen am 21.03.2023

Les acteurs de la coopération francophone“; abgerufen am 27.02.2023;

Journée de la langue française, 20 mars“; abgerufen am 24. und 26.02.2023